Teamwork: Wie geht es weiter mit Biogas?

gemeinsam wurde über eine verbesserte Förderung von Biogas gearbeitet

Teamwork: Was muss politisch erreicht werden? Was fehlt, um die Politik zu überzeugen? Was kann die Branche beitragen? Was können Betreiber beitragen?

Als Teil des Workshops wurde gemeinsam über eine verbesserte Förderung von Biogas gearbeitet - in der strategischen Ausrichtung, der öffentllichen Wahrnehmung, und schließlich auch der politischen Unterstützung. Die Ergebnisse der Arbeitsrunden waren nicht alle neu, aber kreativ und erstaunlich positiv.

 

Die Biogasbranche braucht eine neue, klare Positionierung in der Energiewende: Vor-Ort-Verstromung nur aus nachhaltigen Substraten, mit Wärmenutzung und als Stromlückenfüller! Die entsprechende Haltung muss nach Innen von den Betreibern eingefordert und nach Außen kommuniziert werden.

Biogas der Zukunft ist sicher, sauber, effizient, flexibel, blühend, kurz: nachhaltig. Biogas schützt das Klima, sichert die Versorgung und rettet die Bienen.

Dafür brauchen wir Einigkeit im Fachverband Biogas und mit den Verbänden der Landwirtschaft. Experten, Bioenergieverbände und auch Betreiber vor Ort sollen dies mit einer Stimme und mit Hilfe von Zahlen, Daten und Fakten kommunizieren. Die Parlamentarier der Regionen sollten dafür angesprochen und die Verankerung von Biogas in den Regionen politisch genutzt werden.

Wir wollen innerhalb von höchstens 20 Jahren aus Atom- und Kohlestrom aussteigen. Das geht nicht ohne Strom aus Biogas.

Tatsächlich könnte Biogas den gesamten Strom aus Steinkohle ersetzen. Stattdessen läuft die Förderung von Biogas in dieser Zeit ebenfalls aus. Das geht nicht!

Der Gesellschaft muss der bereits beginnende und weiter drohende Niedergang von Biogas und seine Folgen deutlich gemacht werden, damit die Politik in diesem Herbst 2019 umsteuert.

Gleichzeitig würden landwirtschaftliche Einkommen verloren gehen, die Nachfrage nach Futtermitteln sinken und vielfältige landwirtschaftliche Nutzen verloren gehen. Nur mit Hilfe von Biogas ist die Stallhaltung von Nutztieren nachhaltig möglich und langfristig eine (etwas gemäßigte) Fleischerzeugung verantwortbar.

Tatsächlich muss Biogas dafür modernisiert, umgestellt, „repowert“ und in die Anlagen investiert werden. Soweit Landwirte das nicht selbst wollen oder können, sollten Stadtwerke, Energiedienstleister oder Bürgerenergie­genossenschaften das übernehmendürfen, ohne die landwirtschaftliche Privilegierung der Standorte zu verlieren.

Biogas wird in Zukunft noch wichtiger für die Energiewende. Das darin enthaltene konzentrierte CO2 wird zur Rohstoffquelle zur Methanisierung von Wasserstoff. Fermenter bieten dafür eine biologische Umgebung und ersparen den aufwändigen Sabatier-Prozess. Das saubere Methan („Klima-Schutz-Gas“) kann über das Erdgasnetz gespeichert und für alle Sektoren genutzt werden. Die ersten Pilotprojekte müssen sichtbar gemacht und über alle EE-Verbände sichtbar gemacht werden.

In regionalen Reallaboren ist heute schon das Gesamtkunstwerk Erneuerbare Energien zu sehen: Wind, PV, Solarthermie, Speicher und Biogas versorgen vollständig mit Strom, Wärme und Treibstoff.

Deshalb muss der Biogasanlagenbestand erhalten und weiter ausgebaut werden. Hilfreich wären ein Verwertungsgebot für die energetische Nutzung von Gülle und Mist, aus der sich ein Marktpreis für diese Dienstleistung bilden könnte. Eine Prämie für den Einsatz von Reststoffen der Getreide-, Gemüse und Rübenerzeugung, oder von Aufwuchs aus Naturschutzkulturen würde die Kosten der Stromerzeugung entlasten. Langfristig sichere Geschäftsmodelle stärken die Investitionsbereitschaft und senken die Finanzierungskosten. Eine verbindliche Quote von „grünem Gas“ im Erdgasnetz könnte für Anlagen in der Nähe von Gasleitungen eine neue Perspektive bieten.

Was aber passiert, wenn Biogas nicht weitergeführt wird? Mit dem aktuellen Anlagenbestand würden etwa 15 Milliarden € Investitionen und etwa 20.000 Arbeitsplätze verloren gehen. Die Substratvorräte aller Biogasanlagen enthalten im Mittel über 20 TWh Strom-Potenzial, genug für 2 Wochen Vollversorgung mit Strom. Das Potenzial würde verloren gehen.

Wo es nicht möglich ist, Biogas aufzubereiten und ins Gasnetz einzuspeisen – also an der großen Mehrzahl der Standorte! – müssen die BHKW vor Ort modernisiert werden. Von diesen Verstromungsanlagen könnten noch Hunderte von Wärmenetzen in Bioenergiedörfern gespeist und Emissionen aus Einzelheizungen eingespart werden. Statt Erdgasleitungen sollten Netze für Biogaswärme gebaut und gleichzeitig schnelle Breitbandleitungen in den ländlichen Raum gebracht werden. Mit Hilfe von Wärmekatastern, GIS-Daten und politischem Rückenwind können viele Dörfer dadurch attraktiver werden.

Dafür müssen die politischen Regeln nachgebessert werden – die klassiche Lobbyarbeit der Flexperten und ihrer Verbündeten muss intensiviert und fortgesetzt werden.

Dazu soll die Presse- und Kommunikation weitergeführt werden. Biogasbetreiber müssen von den Ertragspotenzialen überzeugt und zu den nötigen Investitionen bewegt werden. Akteure in der Politik müssen informiert und zur politischen Unterstützung mobilisiert werden. Dies wird das Arbeitsprogramm der Flexperten für 2019 und 2020! Als thematischer Focus bietet sich der Begriff „Das regenerative Speicherkraftwerk“ an, mehr dazu finden Sie hier im Beitrag von Martin Lass.

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